Vor kurzem durfte ich mir zum ersten Mal das Konzept hinter Landvergnügen genauer anschauen. Landvergnügen steht für Campen auf landwirtschaftlichen Betrieben, Bauernhöfen oder Weingütern. Urlaub auf dem Bauernhof mit dem Camper sozusagen, denn familiärer Anschluss und Kennenlernen der Landwirtschaft bzw. des Betriebs sind während des Besuchs gleich inklusive.
Landvergnügen gibt es inzwischen schon seit mehr als 10 Jahren. Mittlerweile sind rund 1500 Gastgeber aus Deutschland und mehr als 500 Höfe in ganz Österreich registriert und freuen sich auf deinen Besuch.
Es wurde also allerhöchste Zeit für mich, auch mal ins Landvergnügen einzutauchen und ein bisschen frische Camping-Landluft zu schnuppern.
Was ich während meiner Zeit auf den Höfen erlebt habe, was es für dich im Vorfeld zu wissen gibt und warum du Landvergnügen unbedingt auch mal ausprobieren solltest, das erfährst du in diesem Beitrag.
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Inhaltsverzeichnis
Landvergnügen – Wie funktioniert das Ganze überhaupt?
Eigentlich ganz einfach. Als erstes schließt du eine Landvergnügen Mitgliedschaft für ein Jahr ab.
Das kannst du ganz unkompliziert über die Landvergnügen Website* tun.
Anschließend lädst du dir die Landvergnügen App auf dein Handy und loggst dich ein. In der App findest du alle registrierten Gastgeber. Du suchst du dir den passenden Hof für deine Übernachtung aus, kontaktierst ihn und bei Zusage deines Gastgebers reist du an.
Am Hof angekommen lernst du deinen Gastgeber kennen, erfährst mehr über den Betrieb, genießt die Natur und kommst mit den Menschen und Tieren vor Ort in Kontakt. Du verbringst die Nacht auf dem Hof und zum Dank für die Gastfreundschaft und die kostenlose Übernachtungsmöglichkeit kaufst du im Hofladen Produkte aus eigener Herstellung ein.
Das Prinzip bei Landvergnügen ist also ein Geben und Nehmen.
Grundsätzlich ist das Ganze so gedacht, dass du 24 Stunden auf dem Hof bleiben kannst. Ideal für einen Kurztrip am Wochenende oder wenn du auf der Durchreise bist.
Landvergnügen bietet dir somit nicht nur die Möglichkeit, das Leben auf dem Land, sondern auch die Region vor deiner Haustür besser kennenzulernen.
Für wen ist Landvergnügen gedacht?
Landvergnügen richtet sich an Camper, die mit dem Wohnmobil oder einem Wohnwagen unterwegs sind sowie an Reisende mit Dachzelt. Am besten ist es, wenn du autark unterwegs bist.
Solltest du keine Toilette mit an Bord haben, dann achte bei der Auswahl des Hofs darauf, dass die Nutzung von Sanitäranlagen mit angeboten wird. Details zu den Höfen und den angebotenen Services findest du in der Landvergnügen App.
Wenn du mit einem größeren Gefährt unterwegs bist, ist das normalerweise auch kein Problem. Hat dein Gespann allerdings eine Länge von mehr als 14 Metern, dann erkundige dich am besten vorher bei deinem Gastgeber nach den Stell- und Rangiermöglichkeiten.
Camper mit Zelt sind vom Landvergnügen leider ausgenommen.
Am meisten profitierst du übrigens, wenn du ein offener, kontaktfreudiger Mensch bist und Interesse für deinen Gastgeber und seinen Hof mitbringst. Das ist natürlich keine Verpflichtung, kann dir aber super schöne Begegnungen und bereichernde Gespräche bescheren.
Für Kinder ist der Aufenthalt auf einem Bauernhof natürlich auch eine tolle Sache, denn auf den Höfen gibt es einfach so viel zu entdecken. Und wann hat man heutzutage schon die Möglichkeit, so hautnah mit Tieren und der Landwirtschaft in Berührung zu kommen und zu sehen, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden?
Besondere Tipps für Familien findest du auf der Landvergnügen Website: 5 Tipps für Familien.
Die Landvergnügen App – Mitgliedschaft & Preis
Bisher gab es neben der digitalen Mitgliedschaft auch einen umfangreichen Landvergnügen Stellplatzführer in Buch-Form, sozusagen eine analoge Mitgliedschaft. Ab 2025 ist das Ganze rein digital und läuft nur noch über die App.
Der Stellplatzführer war natürlich eine tolle Sache, keine Frage. Der Vorteil der App liegt allerdings auf der Hand: egal wo du bist, du hast dein Handy immer mit dabei und damit auch jederzeit Zugriff auf alle registrierten Höfe in der App. Das ermöglicht dir bei Bedarf auch eine spontane Anreise und du hast alle Infos immer griffbereit.
Deine Teilnahme am Landvergnügen startet mit dem Download der App, der Preis für die 1-jährige Mitgliedschaft beträgt 69,90 Euro.
Über die App kannst du dich dann durch die einzelnen Höfe in der gewünschten Region klicken und du erfährst, welche Services der jeweilige Hof anbietet (z.B. die Nutzung von sanitären Anlagen). Inzwischen sind mehr als 2.000 Höfe in Deutschland und Österreich registriert und es stehen insgesamt mehr als 4.000 Übernachtungsplätze zur Verfügung.
Übernachten auf den Höfen
Hast du nun den passenden Hof für dich gefunden, dann nimmst du am besten etwa 24 Stunden vor der geplanten Anreise Kontakt mit deinem Gastgeber auf.
Die Anfrage bei den einzelnen Höfen kannst du direkt über die App oder telefonisch machen. Ich habe bei beiden Höfen, die ich besucht habe, die Erfahrung gemacht, dass sich die telefonische Variante besser eignet, da die Landwirte nicht permanent auf ihr Handy schauen, ob eine neue Buchung eingegangen ist. Also am besten einfach kurz anrufen.
Zwar soll beim Konzept von Landvergnügen Spontanität gewährleistet bleiben. Denn das ist ja das Schöne am Campen: Freiheit, Unabhängigkeit, Flexibilität. Nichtdestotrotz freuen sich die Gastgeber natürlich, wenn du ihnen vorher Bescheid gibst, dass du kommst und sie sich auf dich einstellen können. Denn es sind eben keine Campingplätze, sondern landwirtschaftliche Betriebe oder Weingüter.
Bist du dann auf deinem Hof angekommen, stellst du dich kurz bei deinem Gastgeber vor und lässt dir zeigen, wo du dich hinstellen kannst.
Für die Übernachtung an sich bezahlst du nichts. Wenn du allerdings Services vor Ort in Anspruch nehmen möchtest wie beispielsweise einen Stromanschluss oder die sanitären Einrichtungen – sofern vorhanden, dann verlangt der Gastgeber dafür in der Regel ein kleines Entgelt. Das besprichst du am besten gleich bei deiner Ankunft.
Regionale Produkte aus dem Hofladen
Als kleine Gegenleistung und um dich für die Gastfreundschaft und die Übernachtungsmöglichkeit zu bedanken, ist es so gedacht, dass du im Hofladen deines Gastgebers einkaufst. Dazu besteht zwar keine Verpflichtung, es ist allerdings erwünscht und erfordert im Grunde auch der Anstand.
Ich finde, das ist eine tolle Sache. Denn die Produkte kommen direkt ab Hof, zum Teil bekommst du während deines Aufenthalts sogar Einblicke in die Produktion. Man hat einfach viel mehr Bezug zu den Lebensmitteln, wenn man weiß, wo sie herkommen.
Außerdem sparst du dir so den Gang oder die Fahrt zum Supermarkt.
Solltest du im Hofladen mal nicht fündig werden, kannst du übrigens auch einfach eine kleine Geldspende hinterlassen.
Meine persönlichen Landvergnügen Erfahrungen
Um mir einen guten Gesamteindruck zu verschaffen und dir hier bestmöglich berichten zu können, habe ich zwei verschiedene Höfe bei mir in der Umgebung besucht. Eigentlich wollte ich mir drei Höfe anschauen, allerdings ist es mir zu kalt geworden.
Aber: wenn es wieder wärmer wird, starte ich nochmal auf Landvergnügen Tour und schaue mir noch ein paar Höfe an.
Der Wegwartehof im oberen Waldviertel
Da ich unbedingt Tiere sehen will, suche ich mir als Erstes einen Hof aus, auf dem es welche gibt. Die Wahl fällt auf den Wegwartehof im oberen Waldviertel.
Der Wegwartehof ist ein Demeterbetrieb mit dem Schwerpunkt auf Stutenmilchprodukten und dem Anbau von Heil- und Gewürzkräutern.
Dementsprechend gibt es hier Pferde (wunderschöne Haflinger), aber auch Hühner, Schafe, Kaninchen und Katzen und natürlich richtig viele Kräuter.
Nach meiner Ankunft und einem ersten kurzen Hallo stelle ich meinen Camper auf einer großen Wiese ab und erkunde erstmal ganz gespannt den Hof. Vorsichtig schaue ich zu den Pferden in den Stall und bin ganz fasziniert. Wann war ich zuletzt auf einem Bauernhof? Ich kann mich nicht erinnern.
Ich laufe dem Hausherren über den Weg, der gerade die Pferde auf die Koppel lässt und bekomme ein paar Infos zum Hof. Anschließend mache ich einen Spaziergang über die Felder, begrüße alle tierischen Bewohner und erfreue mich schon jetzt sehr an diesem schönen Erlebnis. Nach einem ausgiebigen Rundgang geht es zurück in den Camper. Es ist Ende Oktober und schon fast dunkel.
Da ich doch auf die Möglichkeit des Stromanschlusses zurückgreifen will, verlasse ich den schönen Platz auf der herbstlichen Wiese und stelle mich mit dem Camper in den Hof – nach Rücksprache mit dem Landwirt versteht sich. Das Risiko, aufgrund einer leeren Aufbaubatterie meine Heizung nicht mehr benutzen zu können, ist mir bei Temperaturen um den Gefrierpunkt dann doch zu groß.
Ich verbringe eine ruhige Nacht und schaue am nächsten Morgen vor meiner Abreise noch kurz im Hofladen vorbei, um ein paar Vorräte einzukaufen und mich bei meinem Gastgeber zu bedanken.
Haus der Sonne in Marbach an der Donau
Der zweite Stellplatz meiner Wahl fällt auf das Haus der Sonne in Marbach an der Donau. Vermutlich lockt mich schon allein der klangvolle Name. Dazu kommt die Lage direkt an der Donau. Hier gefällt es mir bestimmt.
In Marbach betreibt Marianne einen kleinen Hof mit Enten und Hühnern. Ich werde super herzlich empfangen und kann gar nicht schauen, so schnell sitze ich in ihrer Küche und wir plaudern bei einer Tasse Tee. Die Kräuter natürlich aus dem eigenen Garten. Marianne erzählt mir ein bisschen aus ihrer Vergangenheit und ich bin einfach nur begeistert, wo es mich hier wieder hin verschlagen hat.
Leider hat Marianne nicht viel Zeit und so machen wir die Führung über ihren Hof im Schnelldurchlauf. Das macht aber nichts, denn wir sind uns sehr schnell einig, dass wir uns bald wiedersehen werden. Wie schön, dass wir nicht weit auseinander wohnen.
Ich glaube, ich habe hier direkt eine neue Freundin gefunden, ist das nicht toll?
Landvergnügen Vor- und Nachteile
Wie immer gibt es zwei Seiten und Landvergnügen hat für manch einen womöglich nicht nur Vorteile sondern vielleicht auch ein paar Nachteile.
Welche das meiner Meinung nach sind, liste ich dir hier kurz auf.
Vorteile
- familiäres Campen (je nach Jahreszeit bist du entweder alleine auf dem Stellplatz oder mit einer sehr überschaubaren Anzahl anderer Camper)
- persönlicher Kontakt mit dem Gastgeber und die Möglichkeit, ins Landleben einzutauchen
- günstige Übernachtungsmöglichkeit, gerade wenn man als Familie in den Ferien unterwegs ist
- Kennenlernen der näheren Umgebung möglich (inklusive neuer Bekanntschaften oder sogar Freundschaften)
- Kontakt mit Tieren
- Bezug zur Lebensmittelherstellung wird geschaffen
- du kannst eine neue Art des Campens kennenlernen
Nachteile
- nicht für Camper mit Zelt geeignet
- es stehen nicht überall sanitäre Anlagen zur Verfügung
- du hast nicht den Komfort/Umfang eines Campingplatzes
Mein Landvergnügen Fazit
Kommen wir zu meinem Landvergnügen Fazit. Was soll ich sagen? Ich bin einfach nur begeistert von den Erfahrungen und den Begegnungen, die ich auf den Höfen machen durfte.
Zugegeben, es ist eine ganz andere Art des Campens, als ich es bisher gemacht habe. Normalerweise zieht es mich ja eher ans Meer und in die Ferne. Aber wie schön ist einfach die Möglichkeit, die nähere Umgebung auf diese Art und Weise zu erkunden und auch einfach seinen Horizont zu erweitern.
Ich finde, Landvergnügen bietet eine tolle Chance sowohl für Kurztrips vor der eigenen Haustüre als auch für Übernachtungsmöglichkeiten auf der Durchreise. Mal raus aus dem Alltag und rein ins Landleben. Balsam für die Seele.
Ein bisschen wird es wohl noch dauern, bis ich wieder starte. Aber ich freue mich schon jetzt, wieder ins Landvergnügen einzutauchen und mir hoffentlich ganz bald den nächsten Hof anschauen zu können.
Na, was sagst du? Hast du jetzt auch Lust bekommen, Landvergnügen und die Höfe in deiner Umgebung kennenzulernen? Oder kennst du es vielleicht sogar schon?
Schreib mir gerne in die Kommentare, ich freue mich über den Austausch mit dir.